Von oben betrachtet

Da ist es wieder, dieses Dauerthema. Etwas, was mich mal mehr, mal weniger beschäftigt.

„Wäre es nicht schön, wenn…“, „Ich möchte gerne…“, „Ich bin verunsichert, trete auf der Stelle, warum geht es nicht vorwärts?“

Immer wieder gibt es Momente, wo mich eine Vorstellung, ein Wunsch, ein Ziel antreibt. Manchmal erreiche ich die Änderung (das Ziel meiner Wünsche oder Träume) mit Leichtigkeit. Manchmal erscheint es mir unerreichbar. An manchen Tagen ist es zum Greifen nahe, an anderen so weit weg, wie die Erde von der Sonne.

Es gibt viele Themen des täglichen Da-seins, die ich zu erledigen habe. Beruf, Freundschaft, Familie, Hobbys, Urlaub und vieles mehr. Diese gehe ich meist pragmatisch an, löse die Themen im Vorbeigehen. Es geht hier nicht so sehr um Themen, die von außen auf mich einwirken, auch wenn die mal zur Herausforderung werden können. Mir geht es um die Dinge, die in mir entstehen, die ich vielleicht lange mit mir herumtrage, ohne ihnen viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die dann aber irgendwann plötzlich Betrachtung verlangen, in dem sie sich immer wieder in meine Gedanken oder Gefühle schleichen.

Eine Idee, ein Gedanke, der bei längerer Betrachtung eine fundamentale Änderung fordert, die mich vor eine echte Herausforderung stellt, dann erscheint es mir schwer. Gefühl und Verstand sind vielleicht unterschiedlich unterwegs. Ich beginne mir die Situation auszumalen, stelle mir verschiedene Ergebnisse vor, die aber nicht meinem gewünschten Zustand entsprechen. Weil Gefühl und Verstand unterschiedlich unterwegs sind. Und da habe ich die Möglichkeit zu entscheiden, „dies ist ein Signal, dass es nicht stimmig für mich ist“, und ich blende das Thema wieder aus. Punkt.

Manchmal kommt es zurück, oder es lässt sich erst gar nicht ausblenden. Autsch.

Ich bin ein Fan von Selbstverantwortung. Der Grund das hier zu schreiben ist, dass ich mich auch mal daran erinnern muss. Ich erzähle viel, schreibe auch gerne mal etwas, und helfe mir damit weiter. Ein Beitrag wie dieser ist wie ein Notizzettel. Während ich hier schreibe, gehe ich zwischendurch auf Wohlfühlen mit Veränderung, um mir den Beitrag mal wieder anzuschauen. Kann ich da was hinzufügen? Steht da schon, was mir gerade durch den Kopf geht? Und dann kommt es dazu, dass ich diesen neuen Beitrag weiterschreibe.

Ich wünsche mir also Veränderung. Natürlich lebe ich in meiner Komfortzone, also lass mich mit Veränderung in Ruhe. Ich hab doch schon so vieles geändert! Die Stimme, das Gefühl, selbst der Körper verstummen aber nicht. Ich habe einen Artikel gelesen, der sinngemäß die These vertritt: „Wer es sich einfach macht, hat es schwer im Leben“. Super diese schnellen Schlagzeilen, oder? Doch gerade in dem Moment, wo ich etwas Grundlegendes ändern möchte, da verstehe ich diese kurze Schlagzeile um so mehr. Ich bleibe in meiner Komfortzone, und mache es mir damit einfach. Änderung? Nein, bestenfalls Anpassung wird dabei entstehen. Also verbiege ich mich, statt meinen Wunsch umzusetzen, zu mir zu stehen. Und in mir weiß ich, dass dieser Wunsch doch wieder so auftauchen wird. Wenn ich in mich schaue weiß ich, dass dieser Wunsch schon länger in mir schwelt. Ich habe dafür vielleicht sogar schon gekämpft, kam aber nicht ans Ziel.

„Moment, das kenn‘ ich doch!“ Ich habe es schon öfter krampfhaft oder mit Kämpfen probiert, aber so richtig vorwärts ging es damit nicht. Entweder war es ein Pyrrhussieg, der letztlich nicht so viel Wert war wie erhofft, oder das Erreichte war nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Selbst wenn ich das gewünschte erreicht habe, waren Scherben zurückgeblieben, Gefährten haben mit der Zeit den eigenen Weg gesucht. Nicht immer war der Sieg ein Moment der Erfüllung. Nur manchmal konnte ich mich so richtig (lange) daran erfreuen. Hmmmm, Selbstverantwortung…

Was macht den Unterschied? Immer, wenn ich mich auf ein Ergebnis einlasse, wenn der alte „Forscher und Entwickler“ in mir hochkommt, dann ist das Ergebnis das richtige Ergebnis, egal ob Ja oder Nein, es ist, was es ist. Bis hierhin noch keine Besonderheit.

Jetzt fange ich an, mich zu programmieren, „Sei einfach offen für ein Ergebnis, dann passt es auch“. Ouops, da steht „einfach“! Das würde hier ja bedeuten, mein Wunsch nach Änderung wird gar nicht erfüllt. Also lasse ich das mal lieber. Also wieder zwingen, kämpfen? Ich denke nicht.

Eine Gelegenheit mich mal zu fragen, was ich wirklich will. Zunächst das Naheliegendste. Aber ich habe ja Freunde, die mit Beispiel vorangehen, oder die nette Ideen haben. Also probiere ich mal die Selbstverantwortung mit Ideen zu kombinieren. Ich mag es, wenn Eltern Ihre Kinder ermutigen. Ich mag Kinder fördern, Ihnen Möglichkeiten zeigen. Modellfliegen zum Beispiel. Dranbleiben, auch wenn es nicht gleich klappt. „Du kriegst das hin“-Einstellung fördern. Mut machen. Und für mich selber? „Was tust Du mit Dir, Michael, was tust Du für DICH?“ fragt mich eine Freundin. Oupps, erwischt! Ermutigen, etwas zu tun. Das bedeutet, ein Szenario zu malen, das erreichbar ist. Dranbleiben, üben, versuchen. Geht bei mir zur Zeit nicht so sehr vorwärts, was ist da los?

Ganganalyse. Ich trete zuerst mit dem Vorfuß auf, speziell wenn ich barfuß unterwegs bin. Oder nicht gehört werden will, weil ich niemand anderen in der Nähe stören will. Oder traue ich mich etwa nicht, möchte nicht gesehen werden? Wenn ich mich auskenne, trete ich zuerst mit der Ferse auf, Rolle den ganzen Fuß ab. AHA! Erwischt.

Szenenwechsel. Wenn ich mich also nicht traue, wie kann ich meinen Wünschen trauen? Viel wichtiger, was kann, muss ich tun, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen. Mich trauen? Na, das ist doch offensichtlich. Meine Einstellung verändern? Na klar! Vor allem mir selbst gegenüber. Ich muss mich nicht geißeln, kein anderer Mensch werden, ich muss loslassen! Und langsam dämmert es dann, warum mir Freunde sagen, lass doch mal los! Das, was ich so selten sah, und irgendwie falsch verstanden habe. Ich muss „nur“ meine alte Einstellung mit den auf Erfahrungen basierten Erwartungen für diesen Fall loslassen.

Erfahrung ist wichtig im Leben. Wer will schon dauernd auf die heiße Herdplatte fassen, weil er die Erfahrung, was heiß bedeutet, ausblendet? Dabei gibt es nicht viele Möglichkeiten, es ist eine bekannte Situation mit bekanntem Ergebnis.

Bei einer noch unbekannten Situation kann ich mir vorstellen wie es ist, wenn ich meine Erfahrungen weglasse. Ich lasse mich ganz auf die neue Situation ein. Ich bin „frei“! von Erfahrungen mit ähnlichen Situationen, weil diese Situation NEU ist. Die neue Situation fühlt sich wunderbar an. Verstand und Gefühl im Einklang. Kein „es ist nicht stimmig“ mehr. Oupps! Es ist so, wie es ist. Wow! Ich gestehe anderen Beteiligten zu, sich ändern zu können. Ich sehe sie neu, als würde ich sie gerade kennenlernen. Weil die Erfahrung weg ist. Nur so, kann ICH für mich weiterkommen. Ja, ein Stück weit ist das wieder „ergebnisoffen an ein Thema herangehen“. Aber eben mit einem anderen Bewusstsein, der Grundeinstellung, dass ICH etwas ändern kann: MICH!

Von oben betrachten heißt also für mich, diesen gedanklichen Zustand für die Dinge anzunehmen, die mir wirklich wichtig sind. Ein Spiel der Möglichkeiten betrachten, ohne Teil davon zu sein. Ich meine hier die Betrachtung von Möglichkeiten, die sich aus einer Situation ergeben können, die ich mir wünsche. Statt mich und andere begrenzen, Wachstum zulassen. Für mich, für andere. Statt ein Ergebnis aus gemachter Erfahrung heraus als gesetzt annehmen, meine Möglichkeiten betrachten, etwas zum Positiven zu verändern.

Das wirklich umzusetzen ist Anfangs nicht leicht. Aber ich WILL! Und die wahre Veränderung ist, dies dauerhaft ins Leben zu integrieren. Loslassen bedeutet auch weniger mitzuschleppen…

Gestern abend schrieb ich diesen Beitrag, hab überlegt, gefeilt, editiert. „Nein, noch nicht veröffentlichen, erst mal wirken lassen, vielleicht fällt Dir noch was ein“ dachte es in mir. Du weißt schon, vorsichtig mit dem Vorfuß auftreten… Heute morgen sehe ich im Netz einen Beitrag zum Thema, wie ich mein Leben generell verändern kann. Wenn ich alte Gedanken hinter mir lasse. Synchronizität, ich sehe im Außen, was mich innen beschäftigt. Nichts mehr mit Kopf und Gefühl sind unterschiedlich unterwegs. Passt!