Aber: Ohne die Dunkelheit der Nacht ist die Helligkeit des Tages nichts Besonderes
Kennst Du diesen Spruch? Du hast einen neuen Job angenommen, bist umgezogen, warst einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, und jemand sagt, bzw. es denkt in Dir „Alles richtig gemacht!“ Vielleicht bist Du Deiner Intuition gefolgt, oder hast einfach die Zeichen richtig erkannt und entsprechend gedeutet. Vielleicht hast Du auch einfach mal Glück gehabt. Das ist doch toll! Alles richtig gemacht!
In Anlehnung an „Wer das Eine will muss das Andere mögen“ möchte ich hier auf das Thema ein wenig näher eingehen, da mir zur Zeit einige Fragen zu diesem Thema begegnen. Der andere Beitrag ist etwas allgemeiner gefasst, schaut eher auf die Perspektiven die erwachsen, wenn man sich für oder gegen etwas entscheidet. Hier möchte ich darauf eingehen, was bei verschiedenen Voraussetzungen die Konsequenzen sind, wenn man „alles richtig macht“.
Das Schönste am „richtigmachen“ ist natürlich das erfreuliche Ergebnis. Der Erfolg, der sich immer einstellt. Der neue Job ist mit weniger Stress, mehr Gehalt, oder im Idealfall mit beidem Versehen. Das bedeutet, dass Du mehr für Deine Familie, Freunde, Hobbies tun kannst. Stell das in den Vordergrund, es war Dein Antrieb für diesen Schritt! Dass Deine Kollegen jetzt nicht mehr in der Nähe sind, oder Du als Vorgesetzte(r) professioneller mit Ihnen umgehen musst, sollte Dich nicht daran hindern, diesen Schritt zu gehen.
Beachte immer Deine Möglichkeiten, lege die Latte von Zeit zu Zeit höher, um Dich zu entwickeln. Wenn Du Schrittweise vorgehst, ist Dir klar, dass Du als Vorgesetzter mehr Verantwortung trägst. Das größere Bild siehst, und manchmal auch Dinge regeln musst, die Du als Kollege übersehen kannst. Wenn Du die Beförderung willst, weil Du das magst, hast Du weniger Stress. Alles richtig gemacht!
Der Umzug in das neue Haus, sofern es nicht in der Nähe des alten Hauses liegt, bedeutet, dass Dein Freundeskreis weiter weg wohnt, und Du nicht mal schnell auf ein Glas Wein vorbeischauen kannst. Das ist eine leidige Nebenwirkung des Umzugs. Aber die neuen Möglichkeiten im neuen Haus waren das Ziel. Ob durch Jobwechsel, Schnäppchen oder was auch immer verursacht, Du wolltest es. Die neuen Nachbarn sind bestimmt auch Nett, so wie Du Dich veränderst, verändert sich Dein Freundeskreis. Ein natürlicher Vorgang. Die wirklichen Freunde werden immer da sein. In Gedanken, am Telefon, per Email, Messenger oder wie auch immer. Und sich gegenseitig besuchen ist doch eine schöne Sache. Neue Perspektiven auf alte und neue Dinge sind etwas schönes, alles richtig gemacht!
Kritischer sehe ich diesen Text, wenn es um alte Programme geht, die bei uns laufen. Wenn die Karriereleiter mit Hauen und Stechen erklommen wird, der Egoismus dafür sorgt, dass Du drängelst und schubst. Du Deinen eigenen Vorteil immer über alles stellst. Denn dann ist der Erfolg nicht so süß, der Freundeskreis vermutlich überschaubar, neue Kontakte eher kurzlebig. Für den Moment hast Du alles richtig gemacht, hast Dein Ziel erreicht. Aber es macht Dich ein wenig einsam. Wenn Du älter wirst, kommt vermutlich der Katzenjammer in der entsprechenden Dosis auf Dich zu. Denn Menschen sind soziale Wesen.
Die „Ellenbogenausfahrer“ erkennt jeder. Ich möchte hier auch noch etwas beschreiben, was unbemerkter, subtiler abläuft, aber mit dem zunehmenden Alter Fragen aufwirft. Weil man ein Muster zu erkennen beginnt.
Die Programmierung lautet „Das Leben ist ein Kampf“, „Du musst Dir immer Deine Erfolge erkämpfen“ und Variationen davon.
Hier führt ein „Alles richtig gemacht“ meist auf Dauer dazu, in der Position zu verharren. Immer zu kämpfen, und Erfolgen, Dingen oder Erlebnissen nur etwas abzugewinnen, wenn ein Kampf dazu führte. Speziell Eltern programmieren ihre Kinder unbewusst dazu, wenn sie selber das Programmm laufen haben. Wenn das Kind Talent hat, und deswegen Beispielsweise gut Klavier spielt, ist das eben so. Kaum Lob von den Eltern für das Kind.
Wenn es sich das aber hart durch viel Übung erarbeitet hat, dann ist es was Besonderes, hier loben die gleichen Eltern das Kind in den höchsten Tönen. Darüber entsteht eine Konditionierung. ACHTUNG, ich meine hier explizit die Eltern, die NUR hart erarbeitetes loben. Jene Eltern, die jeden Erfolg des Kindes loben, leisten gute Arbeit!
Interessanter wird der Aspekt bei einem Erwachsenen. Wurdest Du in der Kindheit auf Kämpfen geprägt, wirst Du Dir unbewusst immer wieder die Gelegenheit für Kampf suchen. Du wirst Dich immer Messen, immer im Wettbewerb stehen. Immer kämpfen, egal ob es notwendig ist oder nicht. Das kann dazu führen, dass Du zur Perfektion neigst, und Dir damit im Weg stehst. Eine andere mögliche Wirkung ist, dass Du unbewusst „Freund und Feind“ Schemata abcheckst, zum Beispiel, dass Du nur dann ruhig und zufrieden bist, wenn Du im Außen eine Bestätigung bekommst. Wer anderer Meinung ist, wird Deine eindeutige Position dazu erklärt bekommen, da Du es als Aufforderung zur Verteidigung, also zum Kampf, verstehst.
Du musst gewinnen, „den Pokal holen“. Du bist im Laufe der Jahre zum Kämpfer um des Kampfes willen geworden. Immer wieder holst Du Dir Situationen ins Leben, immer wieder bestätigst Du Dich im Kampf. Und Du wirst immer einsamer.
Wenn Dein Leben voranschreitet, wird es Dir lästig. Du wirst dieser Erfahrung müde, wie ein alternder Boxer irgendwann nicht mehr boxen will (und kann). Die dünnen Siege halten den Ruhm nicht mehr hoch, die Fans bzw. Freunde wenden sich ab. Es bleiben nur die, die sich gern mal verprügeln lassen, und die, die mit sich selbst genug zu tun haben, und Dich deswegen nicht herausfordern.
Deine Seele sagt vielleicht „Hör auf“, aber Dein programmiertes Ego will weiterkämpfen. Und so entsteht ein Widerspruch, der immer stärker wird. Hoffentlich wachst Du auf, bevor alle Dich verlassen haben.
Ein möglicher Denkansatz ist in „Jeden Tag aufs Neue“ zu finden. Auch hier kann die Lösung lauten, dass Du beginnst zu akzeptieren, was Du erlebst. Schritt für Schritt. Über die Akzeptanz schaffst Du Toleranz für andere Positionen, damit reduzierst Du den Kampf. Akzeptiere aber zuerst Dich selbst, Dein Inneres vor allem. Was fühlst Du tief in Dir? Wenn Du die Menschen in Deinem Umfeld ausblendest? Bist Du auf dem Weg, den Deine Seele sich wünscht, den Du Dir vielleicht mal als Kind vorgestellt hast? Verläuft Dein Leben insgesamt zu Deiner Zufriedenheit, oder ist es voller Baustellen und Kampf?
Wenn Du im Außen erlebst, dass Du überall zu kämpfen hast, sind das die Herausforderungen, Deine erstarrte Position aufzugeben. Je länger Du kämpfst, desto stärker wird der Schmerz nach einem Kampf, der Sieg wird bedeutungslos. Ist es das Wert?
Das finden von Situationen zum (aus Sicht der Seele) „falschen“ Verhaltensmuster gilt für alle Menschen, und für alle Muster gleich. Du erlebst Dein Muster immer und immer wieder. Es wird immer härter auftauchen, als ob Du in die nächste Klasse aufsteigst. Bis Du es erkennen wirst.
Irgendwann hast Du es über, fängst an zu reflektieren, und änderst Dein Leben. Das liegt in unserer Natur. Lass Dein Inneres Dein Führer sein, dann findest Du Deinen Weg, der zu gehen ist. Es ist ein langer Weg dahin. Und ich bleibe wie in anderen Beiträgen dabei: Der Schmerz ist nötig, Dich aufzuwecken. Leider. Ich hoffe, ich kann Dich mit diesen Anregungen auf einen kürzeren Weg aufmerksam zu machen. Und egal wie Du aufwachst, erinnere Dich an Freunde und bitte Sie vorsichtig um Hilfe. Du bist nur allein mit allem, wenn Du es so willst.
Ich wünsche uns allen, dass sich unser Programm auflöst, und wir Freiheit und Freude aus ganzem Herzen erleben. Dass wir alle unsere Bestimmung finden und sie akzeptieren werden.