Auch: Wohlfühlen durch und mit Veränderung
Sich verändern ist etwas ganz Normales, unsere Körperzellen werden permanent abgebaut und erneuert, wir bekommen es kaum mit. Wir atmen ständig frische Luft ein, um unser Blut mit Sauerstoff zu versorgen. Im nächsten Moment atmen wir die verbrauchte Luft wieder aus. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen, ein Kommen und Gehen.
Es ist ständige Veränderung. Und doch tust Du Dich schwer damit, Veränderung anzunehmen? Obwohl sie ständig stattfindet?
Egal wie sehr Du Dir wünscht, zu behalten was Du hast, Du kannst nichts festhalten. Denn selbst der Partner, der Dich vielleicht Lebenslang begleitet, verändert sich ständig. Auch seine Zellen werden ständig erneuert, aber viel mehr registrierst Du Veränderungen in seinem Denken und Handeln.
Warum kannst Du Dich nicht einfach darüber freuen, dass Menschen und Dinge, Freundschaften und Beziehungen, Regeln und Werte, Grenzen und Möglichkeiten ständig im Wandel begriffen sind?
Warum bist Du nicht immer freudig gespannt darauf zu sehen, was auf Dich wartet, wenn DU das Alte hinter Dir lässt?
Hätte ich eine befriedigende Antwort für Dich, ein Patentrezept dafür, ich würde es hier veröffentlichen und kostenlos verteilen. Ich habe stattdessen eine Geschichte zu erzählen, über Veränderung. Eine, die mit kleinen Schritten beginnt, und dadurch immer neue Wege eröffnet.
Ich war mitte meiner 40er häufig unzufrieden mit mir und der Welt. Ich hatte eine Frau, ein Haus, einen guten Job, Hobbies, Freunde, eigentlich alles, was man zum Zufriedensein braucht. Aber wie so oft war das Gras auf der anderen Seite grüner, als dort, wo ich stand. Ich konnte es nicht in Worte fassen, ich war einfach unzufrieden, am meisten mit mir selbst. Meine Freunde gaben mir Tipps, was ich verändern könnte, aber das war nichts für mich. Ich war anders, wollte nie das, was andere wollten. (naja, eigentlich wollte ich natürlich die gleichen Dinge wie andere auch, aber das konnte ich mir nicht eingestehen). Und doch begegnete ich einer Gruppe Menschen, die mir einen anderen Weg zeigten, andere Sichtweisen auf das Leben und auch auf mich selbst. Und ich veränderte mich. Ich wurde freundlicher, ruhiger und ausgeglichener. Viel wichtiger war, dass ich durch das neue Denken verstand, warum ich anders war. Und das fand ich Gut. Ich beschloss, mich nicht mehr zu verbiegen. Ich erkannte mich selbst und sah meinen Weg klarer vor mir. Noch immer konnte ich sehr gut granteln und streiten, aber es war nicht mehr persönlich.
Und ich beschloss auch, mein Äußeres zu verändern, begann im Frühjahr, mich zu bewegen. Ich ging lange spazieren, manchmal auch richtig schnell. Irgendwann lief ich einfach. So verlor ich manches Kilogramm und war Stolz, dass meine Kleidung jetzt 2 Größen kleiner war. Der erste Winter kam, das hielt mich nicht auf. Auch nach langen Arbeitstagen ging ich noch raus und bewegte mich. Im zweiten Frühjahr meldeten sich die Gelenke und verursachten Schmerzen. Ich machte langsamer, achtete aber weiter auf mein Gewicht. Der zweite Winter kam, es war frostig, und ich begann Ausreden zu finden. Das Essen schmeckte, beruflicher Stress und Kummer über kranke Freunde wurden mit Essen betäubt. So war schnell ein Drittel des abgenommenen Gewichts wieder auf den Hüften. In den dicken Wintersachen sah das niemand, und ich fand mich damit ab. Im dritten Frühjahr jedoch beschloss ich, wieder zu Gehen und Gewicht zu verlieren. Aber ich musste sich sehr anstrengen, um wieder auf mein altes Niveau zu kommen.
Ich meldete mich in einem Fitnessstudio an, ein wenig Zwang von außen ist bestimmt gut, dachte ich. Aber der Trainer betonte immer wieder, dass nur ich selbst bestimme, wie sehr ich mich anstrengen, und was ich aus meinem Körper machen wolle. Anfangs war es sehr schwer. Einige Tests zur Bestimmung der Fitness und Kraft, oh je, das war alles andere als Glorreich. Nicht eine Liegestütze konnte ich machen, nach kurzen Übungen war ich bereits aus der Puste.
Ich sah mich um. Ja, da waren sie, die Freizeitathleten, die hatten es gut. Sie waren viel jünger, viel gelenkiger, viel schneller. Bei einem weiteren Besuch sah ich dann jedoch auch die (wesentlich) Älteren beim Training. Nicht mehr so elegant vielleicht, aber sie hatten mehr drauf als ich, so viel war klar. Das traf mich. Also übernahm ich die Verantwortung für mich, denn ich sah, der Trainer hat Recht. Denn die Jüngeren waren ja nicht fitter als ich, weil sie jünger waren, sondern weil sie etwas dafür taten.
Der Trainer entwickelte ein Programm für mich, in dem ich das Rudern auf einem Rudergerät für mich entdeckte. Ausdauertraining für den ganzen Körper, das war etwas für mich. Ich spürte auf einmal, wo ich überall Muskeln hatte.
Und auf einmal erlebte ich, was ich immer mit einem Kopfschütteln quittierte, wenn ich es las oder sah: „Wenn Du Dich beim Sport auspowerst, macht Dich das glücklich“. Nein, es kam nicht beim ersten Mal, dafür waren schon einige Besuche nötig. Aber ich erlebte es wenigstens schon in kleinen Portionen, das schöne Gefühl, etwas geleistet zu haben. Der Trainer schlug vor, ein Vorbereitungsprogramm für einen Ruderwettkampf zu absolvieren, um ein Ziel zu haben. Ich stellte mich der Herausforderung, „ein Ziel zu haben, ist etwas Gutes“, wusste ich ja schon vorher. Ich konnte mir zuerst noch nicht vorstellen, dass ich sehr weit käme, aber der Gedanke, mich an einem Programm zu orientieren, gefiel mir.
Es folgte ein erster Test nach den Bedingungen des Programms. Eine wirklich gute Zeit kam dabei heraus, und ich war sehr erstaunt. Die Test-Zeit war Basis für die Leistung in den weiteren Trainingseinheiten. Bereits beim ersten Training wurde klar, dass der Test auf den Werten fitter Sportler basiert, nicht auf den durchschnittlich begabten Anfängern. Also doch alles nur ein hübscher Traum? Doch ich ließ sich nicht unterkriegen, zusammen mit dem Trainer fand ich den Weg, das Training so anzupassen, dass es Spaß machte. So, dass die Leistungsdaten zu erreichen waren, und auch Fortschritte zu sehen waren. Sowohl in der Geschwindigkeit, als auch in der Beweglichkeit. Liegestütz! Seit meiner Schulzeit hatte ich keine mehr richtig hinbekommen, endlich ging es wieder! Nach 6 Wochen intensiven Trainings ruderte ich einen Test unter Rennbedingungen. 2km Dauerleistung. Dabei fand ich heraus, mit meiner Zeit war ich unter den registrierten Ruderern meiner Alters- und Gewichtsklasse bereits Nummer 65 in der Welt. Das bedeutete, ich war zweitschnellster Indoor-Ruderer in Deutschland geworden. War das ein Moment!
Und auf einmal öffneten sich Möglichkeiten, die ich nie zuvor sehen konnte. Eine Reise zum Indoor-Ruderwettbewerb war vorstellbar. Und ein Abschneiden, welches mich mit Stolz erfüllen konnte, auch wenn dort noch schnellere Ruderer sein würden, die längst nicht alle auf der Webseite des Geräteherstellers registriert waren. Mir war klar, es kann eine richtige Klatsche von den Ruderprofis geben. Aber das störte mich nicht. Die Ungewissheit hatte einen gewissen Kitzel, und es lagen noch 11 Wochen Training vor mir…
Und mitten in diese Zeit fiel dann ein erzwungener Stellenwechsel. Eine neue Herausforderung im Beruf stand an. Es dauerte ein paar Wochen, bis ich verstand, dass ich nicht mehr so viel trainierte, denn die Arbeitstage waren lang. Dazu eine Stunde Anfahrt zum Job, und einen Stunde Rückfahrt vom Job. Jeden Tag! Störte mich das? Ein wenig schon. Ich wusste allerdings auch, dass es der Job war, der mich ernährt, nicht das Rudern. Und Veränderung annehmen bedeutet nun mal auch, sie in allen Bereichen anzunehmen. Ein neuer Trainingsplan musste her, und der Trainer lieferte. Weniger Rudern, mehr Krafttraining. Rückenmuskeln stärken für die Tage im Büro. Und bereits nach wenigen Wochen wurde aus der Position ein fester Vertrag. Nicht nur das, nur kurze Zeit später stand eine wesentliche Beförderung ins Haus. Ich hatte mir die Annahme von Veränderung zu Nutze gemacht, hatte gelernt eine positive Einstellung zu behalten. konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Ich bewarb mich auf eine höhere Stelle, und wurde angenommen.
2 Stunden Fahrzeit pro Tag sind verschwendete Lebenszeit. Und ich wollte zum einen meine Gesundheit schützen, mich zum anderen zum Job bekennen. Also stand als nächstes der Umzug in ein neues Heim an. Die langen Fahrten zur Arbeit waren Gesundheitsschädlich. So viel Freizeit ging verloren. So viel Zeit für bewusste Freude, auch, wenn ich auf den Fahrten mit offenen Augen viele schöne Dinge in der Natur wahrnahm, Katzen, Hunde, Füchse, Rehe, Vögel, sogar Fische begegneten mir auf den Fahrten. Aber ich bin auch mehrfach zwischendurch mal auf dem Weg auf einen Parkplatz gefahren, und habe ein Power-Nap gemacht, wenn ich merkte, der Körper schreit nach Ruhe.
Aber es fühlte sich zum Glück gesamt so an, als wäre das alte Leben zu Ende. Das Leben des eher negativ denkenden Menschen, der hart arbeitet, aber keine Anerkennung erfährt, am wenigsten von sich selbst. Und das Haus in dem ich wohnte, die Stadt, in der er aufwuchs, all das hat seinen Teil geleistet. Jetzt war es an der Zeit weiterzuziehen. Räumliche Veränderung, neue Herausforderungen. Ich freute mich darauf. Und wieder wuchs ich mit der Aufgabe. Das Haus liegt sehr dicht an der Natur, es ist alt und Renovierungsbedürftig. Ich fand Spaß am Renovieren, nicht nur Tapeten wechseln, nein, Decken abhängen, Dach dämmen, neue Wasserleitungen, neue Badezimmer bauen, umgestalten, Kabel ziehen, um dem Elektriker vorbereitend zur Hand zu gehen. Ich lernte viele neue Menschen kennen, habe viele neue Techniken gelernt.
Als ein Kollege ausfiel, war ich allein allein mit einem Berg Arbeit, das kostete mich sehr viel Kraft. Und wieder kam das Leben zu Hilfe und öffnete eine neue Tür. Veränderung im Job. Wieder etwas neues Lernen, auf dem bereits erlernten und den Erfahrungen aufbauen. In dem Jahr dann einfach mal weniger gebaut, und mehr dem Hobby gefröhnt. Das war nötig. Immer mehr nähere ich mich der inneren Zufriedenheit an. Und ein „Troll“ vergangener Tage klopfte an und brachte wieder Spannung, Herausforderung, und Prüfungen mit. Ich denke, dass der Wandel in mir weit Fortgeschritten ist. Da sind aber noch ein paar Dinge aus der Vergangenheit aufzulösen.
Der Wandel ist in meinem Leben ein fester Bestandteil geworden. Nicht immer gelingt es mir mit einem Lächeln. Manchmal belastet es mich, wenn meine Phantasie mit mir durchgeht, ich zu weit vorausdenke. Oder mir etwas ausmale, was nur in meinem Kopf stattfindet. Und dann auf den harten Boden der Tatsachen zurückkomme. Aber auch hier ändert sich meine Sichtweise, weil etwas spezielles aus meiner Vergangenheit dieses veränderte Vorgehen nötig macht. Auch das ist ein Wandel in meinem Leben.
Das Vergangene auch so akzeptieren, wie andere es für sich erlebt haben. Jeder hat seine Wahrnehmung, jeder seine Meinung. Wer bin ich, andere Leute nicht zu hören und zu akzeptieren? Ich komme langsam aber sicher immer öfter damit klar. Bei kleinen Dingen kein Problem, bei persönlichen Belangen knirscht es noch hier und da. Das ist ein Wandel, der etwas Zeit, und auch einiges Anschubsen benötigt. Auch mal von außen. Denn ich hoffe auf eine gute Lösung, die uns alle zufriedener und auch weiser macht. Für mich selbst hoffe ich das am meisten! Denn auch davon profitieren alle, die mit mir in Berührung kommen. Wieder eine Chance zu lernen, und mich zu entwickeln. Es bleibt eben immer spannend.
Warum ich Dir das hier erzähle? Weil die Geschichte real passiert, jeden Tag. Veränderung ist natürlich. Wachsen, blühen, vergehen, neu austreiben, wachsen, blühen, vergehen…
Und sie zeigt mir mindestens wieder die grundlegenden Dinge, über die ich hier gerne schreibe:
- Jeder ist für sich selbst verantwortlich, niemand sonst
- Manchmal brauchen wir Hilfe, die wir uns suchen und annehmen sollten
- Manchmal schubst das Leben uns weiter, weil wir nicht aus dem Knick kommen
- Ziele geben uns eine Orientierung für die Richtung und den Weg
- Über kleine Erfolge erleben wir Freude und erhalten neue Kraft
- Das Ablegen alter Denkmuster öffnet uns neue Welten
- Das unabänderliche akzeptieren, die Veränderung annehmen, das bringt uns voran
Es ist nie zu spät für Veränderung! Denn Veränderung ist der treueste Begleiter, den wir haben. Also, nimm sie doch einfach an! 😉
Ich wünsche Dir, uns allen, die Inspiration zu finden, im Leben Freude und Erfolg erleben zu können. Veränderung ist was Gutes!
Free your mind, and the rest will follow! (Song von EnVogue)
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